Plattformökonomie und soziale Sicherung: Arbeits- und Sicherungsorientierungen digitaler Selbstständiger zwischen De- und Re-Institutionalisierung (PlaSoSi)
Projektträger: Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) an der Universität Duisburg-Essen zusammen mit dem Lehrstuhl für Soziologie/Arbeit, Wirtschaft, Wohlfahrt an der Ruhr-Universität Bochum
Projektverantwortliche: Dr. Fabian Hoose (IAQ); Dr. Fabian Beckmann (RUB)
Digitale Plattformen entwickeln sich zum strukturprägenden Merkmal der modernen Wirtschaft. Sie bringen Angebot und Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen zusammen und reduzieren Suchkosten. Als neuartige Organisationsform bieten sie gleichsam Chancen für Innovationen, wirtschaftliche Produktivität und neue Beschäftigungsmöglichkeiten, wie sie etablierte Regulierungsmechanismen und Sicherheiten der sozialen Marktwirtschaft auf den Prüfstand stellen. Die über digitale Plattformen geschaffenen Erwerbsmöglichkeiten bekommen Aufmerksamkeit, weil ihnen eine wegweisende Bedeutung verschärfter Flexibilisierungsprozesse von Arbeit und Beschäftigung attestiert wird - vor allem in Richtung einer Volatilisierung und Hybridisierung individueller Erwerbsarrangements.
(Solo-)Selbstständigen bieten Plattformen die Möglichkeit, ihre Sichtbarkeit zu erhöhen, ihren Kund*innenpool zu vergrößern und Suchkosten für Aufträge zu reduzieren. Auch vulnerable Arbeitsmarktgruppen wie Menschen mit Behinderungen profitieren mitunter von den niedrigschwelligen Zugängen in der Plattformökonomie und erhalten Erwerbsteilhabechancen. Gleichzeitig ist Erwerbsarbeit hier in hohem Maße de-institutionalisiert und unreguliert. Folge ist eine verschärfte Machtasymmetrie zwischen auftragsvergebenden Unternehmen und Plattformarbeitenden, die in Kombination mit intransparenten digitalen Technologien und Algorithmen der Plattformen unerwünschte Wirkungen nach sich ziehen kann. Neben der häufig geringen Entlohnung werden vor allem die Risiken einer unzureichenden sozialen Sicherung in dieser hochvolatilen Form digitaler Selbstständigkeit betont.
Vor dem Hintergrund der Digitalisierung und Plattformisierung von Erwerbsarbeit richtet das Vorhaben den Fokus auf die soziale Sicherung von Plattformselbstständigen. Angesichts eines bislang lediglich rudimentären Wissensstandes über die soziale Sicherung von Plattformselbstständigen beleuchtet das Vorhaben Plattformselbstständigkeiten auf Basis eines mehrstufigen Mixed-Methods-Designs und untersucht (1) das Ausmaß und die Struktur der sozialen Sicherung von Plattformselbstständigen sowie die Einbettung von Plattformarbeit in individuelle und familiale Erwerbs- und Sicherungsarrangements, (2) die subjektiven Arbeits- und Sicherungsorientierungen und -präferenzen der hier Erwerbstätigen sowie (3) sozialpolitische Reformansätze und deren Passung zu den objektiven Sicherungslagen und subjektiven Sicherungspräferenzen der Plattformselbstständigen.