Migration und Sozialstaat - Wanderungsmodelle, fiskalische Effekte, Akzeptanz und institutionelle Anpassungsfähigkeit (MiguSoz)
Projektträger: Humboldt-Universität zu Berlin, ausführende Stelle: Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung
Ansprechpartner: Prof. Dr. Herbert Brücker (E-Mail schreiben)/ Dr. Tim Müller E-Mail schreiben)
Video: Mulitreferentialität und Multinormativität im Aufenthaltsrecht
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Die Migration stellt die Sozialstaaten in Deutschland und Europa vor große Herausforderungen. Einerseits ist sie eine große Chance, die Kosten des demographischen Wandels für den Sozialstaat abzumildern und so Verteilungskonflikte zu entschärfen. Andererseits kann Migration bei einer unvollkommenen Integration der Migrantinnen und Migranten in den Arbeitsmarkt auch zu Belastungen des Sozialstaats führen. Außerdem beeinflussen sozialstaatliche Regelungen selbst Umfang und Struktur der Migration und damit ihre Folgen für Wirtschaft und öffentliche Finanzen. Schließlich hängt die Akzeptanz der Migration wesentlich von den sozialstaatlichen Transfers an die Einwanderer ab. Eine umfassende Analyse der Wechselwirkungen zwischen Migration und der Leistungsfähigkeit moderner Sozialstaaten steht jedoch noch aus.
Vor diesem Hintergrund verfolgt das Forschungsvorhaben folgende Fragen: (1) Welche Auswirkungen hat die Migration auf die fiskalische Bilanz des Sozialstaates, unter verschiedenen Annahmen über Umfang und Struktur der Migration sowie sozialstaatlicher Regelungen? Zur Beantwortung dieser Frage sollen bestehende theoretische Grundlagen weiterentwickelt und neue Datensätze wie die IAB-SOEP-Migrationsstichprobe und die IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten genutzt werden. Genderaspekte werden dabei besonders berücksichtigt. (2) Wie wirken sich verschiedene sozialstaatliche Regelungen auf Umfang und Struktur der Migration aus? Diese Frage soll mit einer neuen Generation von Gravitationsmodellen, die Netzwerkeffekte berücksichtigen, beantwortet werden. (3) Welche Folgen haben die Beiträge von Migrantinnen und Migranten zur fiskalischen Bilanz des Sozialstaats und sozialstaatliche Transfers an Einwanderer für die Akzeptanz und Legitimation der Migration? Zur Beantwortung dieser Frage sollen nicht nur sozialwissenschaftliche und politökonomische Modelle, sondern auch neue verhaltenstheoretische Ansätze herangezogen werden. (4) Wie anpassungsfähig sind verschiedene Sozialstaats- und Migrationsregime in Hinblick auf die Migration? Um diese Frage zu untersuchen, sollen Leistungs- und Anreizsysteme international verglichen und Integration unter Berücksichtigung von Sozialkapitaleffekten analysiert werden.
Das Projekt ist interdisziplinär angelegt und führt Ansätze aus der Finanzwissenschaft, der vergleichenden Sozialstaatsforschung, der empirischen Migrationsforschung und verhaltenstheoretische Ansätze zusammen. Genderaspekte finden besondere Berücksichtigung.